Teil 8: Die Reise zum Ursprung - Das Tepui

Teil 8: Die Reise zum Ursprung - Das Tepui

Das Tepui ist nicht nur das älteste Gebirge der Welt. Es ist so viel mehr. Es ist voller Magie, Tradition, Kultur und man kann die Verbindung zu den Elementen und Wesenheiten dort wirklich fühlen.

Die Heimat der Geister der Ahnen, der Pemon - der Ureinwohnenden Venezuelas.
Die Pemon haben ein tiefes Verständnis für die Natur und leben in harmonischer Verbindung und Balance zur Natur.
Sie betrachten sich selbst als Hütenden der Tepuis und möchten, diese heiligen Orte für zukünftige Generationen bewahren. Dieses Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung ihrer Umwelt steht im Einklang mit ihren spirituellen Überzeugungen und zeigt, wie eng ihre physische Existenz mit ihrer spirituellen Welt verbunden ist.



Die Reise aus Macuro dauert seine Zeit. Die Fähre, der Bus nach Caracas, welcher diesmal nur 2x auf dem Weg kaputtgeht, in Caracas der Weg zu Marleen und Lucas, welche uns liebevoll beherbergen und 2Tage später der Nachbar, welcher uns morgens 4 Uhr zum Flughafen bringt.
Der Flieger hat letztendlich circa 5 Stunden Verspätung und wurde nur 1x ausgetauscht, bevor wir endlich starten. Der Flug ist kurz, aber bereits die Aussicht bereits während der Landung spektakulär.
Tafelberge, riesige Flussläufe und so unendlich viel Weite.
Wir landen mitten im Nationalpark. Ein großer Streifen Asphalt, auf welchem täglich ab 16 Uhr, wenn der Flieger des Tages gelandet und wieder gestartet ist, wieder normaler Fußgänger*innenverkehr herrscht.

In den Tepui Nationalpark darf man nur in Begleitung eines Tourguides.
So nehmen Mumba und Jacqueline uns und unsere Mitreisenden liebevoll in Empfang.
In großen, offenen LKWs mit Sitzbänken auf der Ladefläche düsen wir zur Base von Osprey Tours.
Hier werden wir die letzte Nacht verbringen, das erste Mittagessen bekommen und ein wenig Gepäck abstellen. Dann geht es auch schon los.
Ein Boot, auf welchem die ganze Gruppe (ca. 10Personen aus der ganzen Welt, plus 4 helfende Personen und Mumba) Platz finden, soll unser Begleiter für die nächsten Tage sein.
Circa eine Minute nach dem Start ist uns allen bewusst, weshalb wir Regencapes einpacken sollten. Nun ja...wer nass ist, kann nicht nasser werden. :)
Wir brausen flussaufwärts.

 

Zu Beginn hatte Mumba uns erklärt, dass die Flüsse gerade sehr trocken sind. Eigentlich zu trocken, um zum Salto Angle zu kommen. Der höchste Wasserfall der Welt. Das stieß natürlich bei einigen Teilnehmenden auf große Unmut, auch wenn es in der Trockenzeit fast normal ist. Und auch ein wenig logisch.
Dass der Fluss zu wenig Wasser hat, um bis ganz nach oben zu kommen, dürfen wir schnell erfahren.
Nach einer halben Stunde heißt es: Alle aussteigen! Die Frauen zur Seite, die Männer ins Wasser. 40 Minuten lang drücken 10 Männer aus voller Kraft das Boot die Stromschnelle nach oben. Beeindruckend. Die Kraft der Menschen und die Kraft der Natur.
An einigen Stellen hat unser kleines Boot zu kämpfen. Und unsere Verspätung mit dem Flieger trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass wir pünktlich am Basecamp ankommen.
So wird es immer dunkler. Der Vollmond strahlt die wunderschönen Tafelberge an.
Es ist mir ein Rätsel, wie der Kapitän im Dunkeln überhaupt irgendetwas sehen kann, aber es wird eins von dutzenden Malen bleiben, an welchen dieser Mann mich seinen Fähigkeiten bei der Kontrolle über das Wasser beeindruckt.
„Noch ein Mal aussteigen, bitte. Wir müssen ein wenig laufen und dann bringt uns das Boot auf die andere Seite zum Camp. Wer eine Lampe hat, nutzt diese bitte.“
Über Stock und Stein, ohne Weg, aber mitten durch den dunkeln Dschungel beginnt das Abenteuer erst so richtig.
Nach circa 20 Minuten bringt uns das Boot, welches die letzte Stromschnelle des Tages passieren durfte, auf die andere Seite des Flusses.
Unsere Rucksäcke liegen bereits im Sand, als ein junger Mann des Teams ganz nebenbei sagt: „Oh, una Tarantula“.  Bitte was?!? Als ich ihn frage, wo denn die Vogelspinne hin sein könnte, zuckt er lächelnd mit den Schultern und macht sich auf den Weg ins Camp.
Steve trägt 2 Rucksäcke, da ich der Meinung war, hier sicherheitshalber gar nichts mehr anzufassen.

Das Camp ist super süß, das Team beginnt zu kochen, wir bauen die Hängemattenoase auf und freuen uns auf Essen und Schlafen.
Am nächsten Morgen können wir erst erkennen, wo wir eigentlich sind. Inmitten der Tafelberge. Wow. Diese Natur, die Vögel, die Laute der Tiere. Eine Schildkröte schlendert durchs Camp.





Wir machen eine Wanderung gemeinsam mit Mumba durch den Dschungel, den Fluss aufwärts.
Immer wieder verbinden wir uns mit den großen Göttern dieses Ortes, bedanken uns und beten für Regen, um das scheinbar Unmögliche doch möglich zu machen.
So gern möchten wir den Salto Angel sehen und fühlen dürfen.
Am Fluss angekommen, genießen wir dieses kaum zu beschreibende klare Wasser und laden Mumba zu einer Wasserzeremonie ein. Er teilt ein indigenes Lied mit uns. Was für ein Segen.

 


Die Pemon nutzen die natürlichen Ressourcen der Tepuis auf nachhaltige Weise, die ihr tiefes Respektgefühl für diese heiligen Berge widerspiegelt. 
Pflanzen werden für traditionelle Medizin und Rituale genutzt, Legenden und Mythen werden überliefert, als auch tief spirituelle Praktiken durchgeführt.

Den Tag beenden wir mit selbigen Legenden und Geschichten am Feuer, einer Feuerzeremonie und der Tagesplanung für die folgenden Tage. Denn der Salto Angel wird es wohl nicht.

Nach dem Frühstück und zunehmender Begeisterung darüber, wie wunderbar man doch in Hängematten schlafen kann (Tipp: schräg), packen wir unsere Sachen und machen uns auf zum Boot. Wir wollen zu einem anderen Camp fahren, wieder flussabwärts, an welchem wir eine kleine Wanderung machen, einen kleinen Wasserfall sehen und den Dschungel erkunden. Mumba sagt, er müsse kurz telefonieren, steigt ins Boot und fährt „in Richtung seines Signals“.
20 Minuten später kommt er zurück. Mit einer riesigen Überraschung im Gepäck.

Die Götter sind uns wohl gesonnen und unerwarteterweise, hat es in den letzten 2 Nächten flussaufwärts so viel geregnet, dass wir es wahrscheinlich zum Wasserfall schaffen.



Alle brechen in Freude aus. Mumba zwinkert uns zu. Er ist dankbar, dass Menschen zu diesem heiligen Ort kommen, nicht nur für ein Foto, oder einen Moment, sondern um sich mit der Energie des Platzes zu verbinden und die Götter als auch die alten Traditionen zu respektieren.
Und dann geht es auch schon los. Voller Vorfreude, was uns wohl erwartet, sitzen alle im Boot. Der Kapitän beeindruckt immer wieder aufs Neue. Die kleinsten Engstellen, die größten Stromschnellen - nichts scheint ein Problem für ihn. Grundsätzlich hört man ihn nicht reden. Als ich ihn nach der Fahrt frage, seit wann er Boot fährt, seit er nur „Mein Leben lang“.
Nach mehr als 4 Stunden spannender Flussfahrt, vorbei an kleinen Alligatoren, großen Spinnen, in Regen uns Sonne, zwischen beeindruckenden Tafelbergen, ist er zu sehen. Der Salto Angel. Wir haben es geschafft.
Klar hat er in der Trockensaison nicht so viel Wasser, dass er riesig wirkt. Aber je näher wir kommen, desto beeindruckender wird es.

An Land angekommen, startet eine weitere ca. 1,5-stündige wunderschöne Wanderung durch den Dschungel. Über Wurzeln, zwischen Pflanzen, umgeben von Tieren.
Wir erreichen ein Plateau. Als hätte die Natur eine Aussichtsplattform für den Salto erbaut.
Das Wasser tanzt, zeigt uns Formen und Fassetten. Wir verbinden uns als kleine Gruppe, teilen Kakao mit den heiligen Bergen, genießen die Momente.
5 Minuten weiter, wartet das nächste Highlight auf uns. Ein Wasserbecken, in welchem das Wasser des Saltos landet. Dieses Wasser. Diese Frische. Diese Heiligkeit.



Der Rest der Gruppe ist längst auf dem Rückweg, als wir 5 nach wie vor mit Mumba den Ort und die Energie spüren. Wir tanken auf.
Beseelt treten wir den Rückweg ins Camp an, um vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen.

Am nächsten Morgen geht es für alle zurück ins Dorf. Alle sind glücklich.
Vom Dorf aus warten weitere beeindruckende Ausflüge auf uns. Wir besuchen Wasserfälle, unter welchen wir durchlaufen können, gehen zu einer Veranstaltung, auf welcher die Dorfkinder indigene Gesänge und Tänze mit uns teilen und noch viel mehr.



Die Energie dieses Platzes ist für uns so bereichernd und erfüllend, dass wir unseren Rückflug umbuchen und 3 Nächte länger bleiben.

So bekommen wir die Chance, mit Mumba auf einen der Tafelberge zu wandern, dort zu nächtigen und innerhalb unserer kleinen Gruppe noch intensivere Verbindung mit der Natur zu erfahren.

 



 



Es ist fast schade, dass wir weiter ziehen. Uns allen hat dieser Ort, dieses Gefühl, das Tepui sehr viel geleert, geteilt und mitgegeben. Danke <3



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